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Tobias Rahm kennt das große Glück

Am 20. März ist Weltglückstag. Grund genug, mal in Richtung Braunschweig zu schauen. Diplom-Psychologe Tobias Rahm lehrt und erforscht an der Technischen Universität das schönste Gefühl der Welt: Glück.

Wie wurden Sie Glücksforscher?

Tobias Rahm: Nach dem Studium habe ich bei einem Professor in Lüneburg angefangen, zu Lehrergesundheit zu arbeiten und zu forschen. Dabei ging es insbesondere darum, Stress zu reduzieren und Burn-Out-Prävention zu betreiben.

Was haben Sie daraus gemacht?

Tobias Rahm: Ich habe mir für mich überlegt, dass ich nicht nur die Brände bekämpfen möchte, sondern die Lehrer lieber gleich glücklicher machen möchte.

Und wie wird man glücklicher?

Tobias Rahm: Dafür habe ich ein ganz einfaches Beispiel: Wenn ich am Bahnhof stehe und der Zug zehn Minuten Verspätung hat, kann ich mich zehn Minuten darüber aufregen. Damit geht es mir aber nicht gut und ändern kann ich es ohnehin nicht. Ich kann aber meine negativen Gefühle wie diese Wut aus dem Beispiel durch positive verdrängen. Dann nutze ich die Zeit, ziehe mein Buch schon am Bahnhof aus dem Rucksack und habe zehn Minuten mehr Zeit zum Lesen.

Was bedeutet Glück für die meisten Menschen?

Tobias Rahm: Glück ist subjektives Wohlbefinden. Für jeden ist etwas anderes so wichtig, dass es ihn glücklich macht. Insgesamt geht es darum, die Häufigkeit und Dauer von negativen Emotionen zu verringern und die der positiven zu erhöhen. Das stärkt auch die allgemeine Zufriedenheit.

Macht Geld glücklich?

Tobias Rahm: Als ich ein Kind war, habe ich immer gedacht, dass mich ein roter Ferrari glücklich macht. Heute fahre ich einen Citroën Berlingo. Trotzdem bin ich nicht unglücklich. Das Familienauto passt viel besser in meine Situation mit Kindern und Familie. Meine Prioritäten haben sich einfach verschoben. Ich könnte auch viel mehr arbeiten und viel mehr Geld verdienen und mir einen Ferrari kaufen. Dann hätte ich aber weniger Zeit mit meiner Familie.

Aber das Einkaufen selbst sorgt für Glücksgefühle, richtig?

Tobias Rahm: Ja, Shopping kann durchaus glücklich machen. Aber diese Glücksgefühle sind meist recht kurzlebig. An das Gefühl, das jemand nach dem Kauf eines neuen Paares Schuhe hat, denkt er später nicht zurück, wie an den lustigen Spieleabend mit den Freunden. Zudem besteht die Gefahr, dass man in eine Spirale gerät, sich immer wieder Neues zu kaufen, um glücklich zu sein.

Und was bedeutet Glück für Sie?

Tobias Rahm: Ich bin glücklich, wenn ich meine Familie und meine Freunde um mich herumhabe. Diese Begegnungen oder die Zeit, die wir miteinander verbringen, sind mir sehr wichtig.

Was hat Sie heute glücklich gemacht?

Tobias Rahm: Ich habe ein Eichhörnchen gesehen und hatte sofort ein Lächeln im Gesicht. Ich blieb stehen, beobachtete es und genoss den Moment.

Mit ein bisschen Glück findest du einen bemalten Glücksstein, wenn du durch Braunschweig läufst. Manchmal werden diese mitgenommen und neu versteckt – auch im erixx. Bild: Tobias Rahm

Gibt es Glückspilze?

Tobias Rahm: Es gibt Menschen, die automatisch gute Verhaltensweisen an den Tag legen. Manchmal ist das auch genetisch bedingt. Sie neigen eher zu Glücksgefühlen, lassen sich schwerer negativ beeinflussen. Das kann sich aber auch jeder erarbeiten. Und wem es so geht, der sollte es genießen.

Haben Sie ein Glücksrezept?

Tobias Rahm: Finden Sie heraus, was Sie glücklich macht und dann machen Sie mehr davon. Genehmigen Sie sich immer wieder Zeitfenster für Dinge, die Ihnen gute Gefühle machen. Ob das nun Lesen, Sporttreiben, Freunde treffen oder Musizieren ist. Mehr positive Emotionen sind gut für alles Mögliche – aber wie immer: auch hier nicht übertreiben.

Und wenn jemand gerade nicht so gut drauf ist?

Tobias Rahm: Je mehr die Vorstellung von der Ist-Situation abweicht, desto unglücklicher macht es die Menschen. Vielleicht muss es nicht unbedingt der rote Ferrari sein?

Genau, bei uns im erixx kannst du bestimmt auch nette Leute kennenlernen und so glückliche Momente sammeln.

Tobias Rahm: Genau darum geht es in der positiven Psychologie. An einigen Grundschulen in Braunschweig gab es im vorigen Halbjahr sogar ein Projekt zur Förderung von „Glückskompetenz“. Schließlich ist Glücklichsein erlernbar.

Weitere Infos findet ihr hier:

Anika Werner

Anika Werner

Anika genießt das Landleben in Radbruch. Am liebsten erkundet sie mit ihrer Familie und den Hunden Dexter und Didi die Natur oder bestaunt auf Städtetrips Architektur und Geschichte.

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