Im Jahr 2015 eröffnete der Diplom-Kunsttherapeut und -pädagoge drei Parcours für Bogenschützen in Sassenburg und Wesendorf im Landkreis Gifhorn. Am „ARTchers Lake“ werden am Wochenende Anfänger auf den Geschmack gebracht. Hier können sie sich ihre Ausrüstung mit Pfeil, Bogen, Köcher und Armschutz leihen und auf dem Einschießplatz mit einem Profi üben. Dann geht es zur Waldrunde mit 15 3D-Zielen oder zur Seerunde mit 20 3D-Zielen.
Erste Treffer auf Schaumstoffschweine

Der „ARTchers Park“ in Wesendorf ist für Bogenschützen mit eigener Ausrüstung. Erfahrene Schützen können hier von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf mehr als 40 3D Ziele schießen.
Mein Mann Hendrik und ich entscheiden uns für die Seerunde am „ARTchers Lake“ und treffen nach ein paar Schritten schon auf unser erstes Ziel. Im Wald geht es etwas die Böschung hinunter und dort stehen zwei Wildschweine. „Damit es kein Zufallstreffer wird, musst du vorher ansagen, welches Schwein du treffen willst“, sagt Dirk. Ich entscheide mich für das hintere, weil es größer ist und die Trefferwahrscheinlichkeit steigt. „Nun legst du den Pfeil an die Sehne an, hebst den Bogen in Richtung Ziel, ziehst die Sehne bis an deine Wange und lässt sie los.“ Pfrrrrr! Der Pfeil zischt über die beiden Schaumstoffsauen hinweg und landet im Boden dahinter. Ich versuche es noch einmal und halte den Bogen etwas tiefer. Treffer! Hendrik ist dran. Auch sein erster Pfeil geht daneben. Dirk rät ihm: „Du zielst mit dem Pfeil. Besser geht es, wenn du intuitiv schießt.“ Der nächste Pfeil fliegt und trifft. „Geht ja wirklich besser“, freut sich mein Mann.
Als wir die Pfeile einsammeln, zeigt Dirk uns sogenannte Killzones. Wer hier trifft, erhält extra Punkte. Keiner unserer Pfeile hat eine Killzone getroffen. Macht nix. Für den ersten Versuch reicht es mir, dass ich das Ziel getroffen habe.
Gezielt anspannen und buchstäblich loslassen

Während seines Studiums in den 80er Jahren suchte Dirk Rößner nach einer meditativen Sportart. „Ich hörte im Radio einen Bericht über Bogenschießen, in meinem Garten brachte ich mir selbst das Bogenschießen bei“, so der heute 60-Jährige. Die Leidenschaft für die Sportart lässt sich gut mit seinem Beruf als Therapeut vereinbaren. „Beim Bogenschießen kann man gezielt anspannen und buchstäblich loslassen. Es fördert Ruhe und Konzentration. Und die Klienten bewegen sich in der Natur. Das ist ein heilsames Zusammenspiel und tut den Menschen gut.“ Zudem bietet er Kurse an, in denen die Teilnehmer selbst ihre Bögen bauen. In seinem Bogenstore in Hankensbüttel verkauft er Equipment für die Sportart und zeigt Interessierten seine Sammlerbögen.
Hendrik wird zum Drachentöter
Für die Waldrunde nehmen wir uns vor, dass wir mit Freunden wiederkommen. „Da wartet dann auch ein rennendes Schwein auf euch“, verrät uns der Dirk Rößner augenzwinkernd und fügt hinzu: „Nur echte Tiere lasst ihr im Wald immer in Ruhe.“
Wir streifen weiter durch den Wald um den „ARTchers Lake“ und treffen immer häufiger die Figuren aus Schaumstoff mit unseren Pfeilen. Dabei lande ich einen „Fortpflanzungs-Kill“ zwischen den Hinterbeinen eines Ziegenbocks, Hendrik trifft durch Käselöcher eine Maus. Kurz vor Ende der Runde treffen wir auf einen Drachen. Er besteht aus Stahl, nur sein Herz ist aus Schaumstoff. Vor dem Ziel steht ein Köcher mit ramponierten Pfeilen. „Wenn du den Drachen triffst, ist dein Pfeil kaputt“, erklärt Dirk. Mein Schuss auf den Drachen geht vorbei und der Pfeil landet im Gebüsch hinter dem Drachen. Hendrik hat sich das Zielen inzwischen abgewöhnt und sein Pfeil trifft den Drachen mitten ins Herz. „Von nun an darfst du dich Hendrik Drachentöter nennen“, ehrt Dirk ihn und neigt grinsend seinen Kopf in die Richtung meines Mannes.
„ARTchers Lake“ in Sassenburg ist am Wochenende von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, melde dich und deine Gruppe vorher an. Von Montag bis Freitag öffnet die Anlage nur für Kindergeburtstage, Firmenevents und Unterricht.
Den Parcours „ARTchers Park“ in Wesendorf kannst du täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nutzen. Bitte beachte, dass hier niemand auf dich wartet. Deinen Eintritt zahlst du per PayPal oder Überweisung und deine Ausrüstung musst du selbst mitbringen.