Fischotter-Mutter Ester schaut neugierig zum Tor. Auch ihre drei Jungen wuseln um sie herum. Die Tiere scheinen auf irgendwas zu warten. „Marder sind eigentlich nachtaktiv. Damit unsere Besucher sie überhaupt zu Gesicht bekommen, findet im 15-minütigen Rhythmus jeweils an einem der Gehege eine Fütterung statt“, erklärt Eva Baumgärtner und fügt lächelnd hinzu: „Das wissen die Tiere und warten dann schon Minuten vorher an der Tür oder halten nach den Pflegern Ausschau.“ Die Biologin gehört zum Vorstand des Vereins Aktion Fischotterschutz e.V. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Fischotter in Mitteleuropa vor dem Aussterben zu retten, sondern alle Marder-Arten zu schützen. Denn deren Lebensräume werden immer rarer.

40 Marder und ein Hund
Im Otter-Zentrum Hankensbüttel, mitten in der Gifhorner Südheide und idyllisch am Isenhagener See gelegen, leben in großzügigen und schön gestalteten Gehegen rund 40 Tiere: Dachse, Hermeline, Stein- und Baummarder, Iltisse, Nerze und Minke – und natürlich Fischotter. Sie alle gehören zur Familie der Marder. Darüber hinaus gibt es noch Lachshühner, Moorschnucken und Otterhund „Cora“ – alles bedrohte Nutztierrassen. Durch das 80.000 Quadratmeter große Freigelände führen rund vier Kilometer Wegstrecke durch Wald und Wiesen, vorbei an Teichen und Bachläufen. Manchmal muss man schon ganz genau hinschauen, um die Tiere zu entdecken. Oder auf die Fütterungszeit warten, denn dann kommen sie bestimmt hervor.
„Otter haben einen sehr schnellen Stoffwechsel und müssen deshalb regelmäßig und viel essen“, erklärt Eva Baumgärtner. „Das haben wir uns zu Nutze gemacht und die Fütterungszeiten entsprechend angepasst. Rund 30 Mal am Tag versorgen wir die Tiere. Dabei erzählen wir den Besuchern viel Wissenswertes, aber auch Lustiges.“

Gehege werden zu Suchbildern
So erfahren die Gäste unter anderem, dass der Steinmarder ein Kulturfolger ist. „Das ist der, der sich auch gern an Autoschläuchen zu schaffen macht. Da haben wir tatsächlich auch eine Kooperation mit einem Autohersteller. Der schickt uns regelmäßig Schläuche, die die Marder dann auf Geschmack und Beißfestigkeit prüfen dürfen.“ Der Baummarder hingegen ist ein Kulturflüchter. Er scheut den Menschen und bleibt gern unsichtbar. „Außerhalb der Fütterungszeiten lässt er sich kaum dazu herab, sich zu zeigen“, so die Biologin. In der Tat wirkt sein großes Gehege heute recht verwaist.
Einzelgänger und Wohngemeinschaften
Alle Marderarten sind Einzelgänger, es sei denn, es ist Paarungszeit. Im Otter-Zentrum leben aber einige Tiere zusammen. Das sind dann Muttertiere mit ihren Jungen oder Geschwister, die schon gemeinsam aufgewachsen sind. Einzige Ausnahme sind die Frettchen. Die putzigen Tiere leben im Otter-Zentrum in einer großen Gruppe in einem nachgebauten Wohnzimmer. In einer kleinen Hängematte kuscheln sich gleich mehrere zusammen – aus wie vielen Frettchen das Kuschelknäuel besteht, ist kaum auszumachen.

Erst seit ein paar Monaten hat Fischotter-Mädchen Emi im Otter-Zentrum ein neues Zuhause gefunden. „Sie kam aus einer Haushaltung. Eine Frau fand sie als Baby allein in der Natur und nahm sie mit. Als die Kleine größer wurde, stellte die Dame fest, dass man Otter nicht als Haustiere halten kann. So ist sie bei uns gelandet“, berichtet Eva Baumgärtner. Jetzt bewohnt Emi einen idyllischen kleinen Abschnitt an einem Bachlauf und scheint sich richtig wohl zu fühlen – so wie alle Tiere im Park.