Bild: Anika Werner
Ausflugstipp

Jetzt geht es in die Pilze

Alle tragen einen Hut, einige einen Ring und manche wachsen so, als hätten Hexen sie für ein Ritual ausgesät. Bei der Wanderung mit dem Experten Wolfgang Krantz erfahren Interessierte viel über die faszinierende Welt der Pilze.

Am Naturum Göhrde versammeln sich an diesem Donnerstagmorgen Ende September rund vierzig Menschen. Sie tragen Gummistiefel oder Wanderschuhe, sind wetterfest in Wollpullis eingepackt und stapfen mit Korb und Messer bewaffnet in den Wald. Wolfgang Krantz führt die Gruppe an. Er sagt: „Wir haben jeden Tag mit Pilzen zu tun: Schimmelpilze, Rostpilze oder Fußpilze. Heute suchen wir aber die mit Hut und Stil, die uns schmecken und bekommen.“
Pilze faszinieren den Mykologen schon seit den 80er Jahren: „Meine Zwillingsschwester kaufte ein Haus. Da lag ein dickes italienisches Buch über Pilze. Das hat mein Interesse geweckt. Ich habe einige Kurse gemacht und mich zum Pilzberater ausbilden lassen. Das meiste lernte ich aber durch Erfahrung. Im letzten Jahr habe ich hier in der Region einen neuen Pilz entdeckt und herausgefunden, dass er vom Baltikum über Polen eingeschleppt wurde. Vorläufig wird er ‚falsche Rotkappe‘ genannt.“

Pilzberater Wolfgang Krantz weiß genau, welche Pilze genießbar sind.

Von guten und giftigen Pilzen

Den ultimativen Tipp verrät Wolfgang gleich beim ersten Fund: „Wer absolut sicher gehen möchte, sammelt Röhrlinge. Sie haben einen Schwamm, keine Lamellen. Es gibt nur einen giftigen Röhrling, den Satanspilz.“ Außer dem Satanspilz hat keine andere im Laubwald wachsende Art einen weißen Hut, rote Poren und einen nur in der Mitte karminroten Stiel.
Vor einer Lerche hält der Berater einen der „Guten“ hoch und erklärt: „Viele Pilze wachsen mit den Bäumen zusammen. Der Pilz umgarnt die Wurzel und bekommt Zucker, die Wurzel wiederum bekommt Mineralien vom Pilz.“

Manche Pilze, wie der Fliegenpilz auf dem Bild, dienen nur zur Dekoration.

Obacht beim Pilze bestimmen

Als es in den Buchenwald geht, schwärmen die Sucher aus. Überall im Wald knacken die Äste unter den Füßen, Laub raschelt und dann ein Aufschrei. Jemand hat ein besonders prächtiges Exemplar eines Steinpilzes gefunden. Alle scharen sich um den Fund, als Wolfgang den Pilz genauer unter die Lupe nimmt. Er drückt seinen Daumen auf den Hut. „Wenn die Delle bleibt, wie hier, ist der Pilz schon zu alt. So entstehen übrigens die meisten Vergiftungen.“
Das Essen von Pilzen kann schnell buchstäblich in die Hose gehen. Es gibt Arten, die bekommen Menschen nicht, wenn sie Alkohol dazu trinken. Einige stehen in alten Büchern als essbar, gelten heute aber als Giftpilz. „Außerdem haben manche Pilze viele Gesichter. Man sollte schon sehr genau hinsehen und bei Unsicherheiten lieber darauf verzichten und nur bekannte Arten sammeln“, rät der Experte.

Das einfachste Rezept ist das leckerste

In der Gruppe wird während der Wanderung viel getauscht, gefachsimpelt, verglichen und sich miteinander gefreut. In Ratgebern und Kochbüchern werden viele Rezepte vorgeschlagen, doch wen ich auch frage, alle sind sich einig, dass es am allerleckersten ist, wenn man die geputzten Pilze klein schneidet, in der Pfanne scharf anbrät und mit Pfeffer und Salz würzt. So bleibt am meisten vom Eigengeschmack. Dazu gibt es Rührei und eine Scheibe frisches Schwarzbrot. So habe ich nach der dreistündigen Wanderung auch meine Kuh-Röhrlinge, Krause Glucke und Steinpilze zubereitet. Dass nichts Falsches auf meinem Teller gelandet ist, weiß ich vom Kenner. Wolfgang hat noch einmal in alle Körbe geschaut, als wir wieder am Naturum Göhrde ankamen.

Am Donnerstag, 13. Oktober und Dienstag, 18. Oktober, findet jeweils um 10 Uhr eine weitere Pilzwanderung am Naturum Göhrde mit Wolfgang Krantz statt. Bitte melde dich an. Alle Informationen und Kontaktdaten findest du hier.

Weitere Infos findet ihr hier:

So kommst du hin:

RB32
Göhrde
Du steigst an der Haltestelle Göhrde aus und fährst in 15 Minuten mit dem Fahrrad an Feldern und Wiesen vorbei bis zum Waldmuseum Naturum Göhrde.
Anika Werner

Anika Werner

Anika genießt das Landleben in Radbruch. Am liebsten erkundet sie mit ihrer Familie und den Hunden Dexter und Didi die Natur oder bestaunt auf Städtetrips Architektur und Geschichte.

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