Seit 126 Jahren wächst, gedeiht und blüht es in der Gärtnerei Karge. Erst wurden hier Obst und Gemüse angebaut. Wo heute Rosen, Sonnenblumen und Gerbera zu Sträußen gebunden werden, pickten einst Hühner die Körner vom Boden. Eine Kuh und ein störrischer Maulesel gehörten früher ebenfalls zum Hof.
Von Generation zu Generation entwickelte sich die Gärtnerei weiter und die Liebe zur Flora wurde den Kindern und Enkeln in die Wiege gelegt. Seit 1965 ist der Familienbetrieb auf Orchideen spezialisiert. Inzwischen stehen auf 6.500 Quadratmetern Gewächshäuser mit mehr als 1.000 unterschiedlichen Orchideen. Besucher dürfen sich in den Schau- und Kulturanlagen umsehen – einzigartig in Europa.
Orchideen außer in der Wüste und der Antarktis
„Orchideen gibt es fast überall auf der Welt“, sagt Marei Karge-Liphard. „Außer in der Wüste und der Antarktis. In Europa gibt es etwa 250 Arten, in Asien sogar 14.000.“ Die Diplom-Gartenbauingenieurin sitzt quasi gerade auf gepackten Koffern, um neue exotische Schönheiten von der Malaiischen Insel Borneo in Südostasien nach Deutschland zu holen. Dort wächst auch ihre Lieblingsart „Coelogyne“. In ihrem privaten Gewächshaus züchtet sie die exotischen Schönheiten. „Das ist aber gar nicht so einfach“, sagt die 42-Jährige. „Sie lassen sich nur im Labor vermehren. Einige Arten blühen erst nach acht Jahren, sodass es sehr lange dauert, bis ich weiß, ob eine von mir gewünschte Kreuzung geklappt hat.“

Das sei aber auch das Einzige an der Orchidee, was nicht ganz einfach ist. Die Pflanzen wachsen eigentlich überall: auf Bäumen, Felsen oder Moos. Ein Teil der Wurzeln klammert sich an Äste und Zweige, andere ragen in die Luft. Sie nähren sich aus den Ablagerungen ihres Wirtes und nehmen genügsam das an Feuchtigkeit an, was aus der Luft oder dem Regen kommt. Wer zu Hause Orchideen pflegt, sollte wissen: Weniger ist mehr. Die Expertin rät: „Einmal in der Woche wird die Pflanze richtig gut gegossen, sodass der Wurzelballen gut durchfeuchtet ist. Überschüssiges Wasser wird abgekippt. Das war es schon. Das Einzige, was Orchideen überhaupt nicht mögen, ist im Wasser zu stehen. Dann faulen die Wurzeln.“
Praktische Hilfe zur Haltung auf der Fensterbank
Karge-Liphard und ihre Mitarbeiter beraten in der Gärtnerei nicht nur, sie helfen auch beim Umtopfen. Alle ein bis zwei Jahre sollte man das tun. In der Gärtnerei gibt es das richtige Substrat, die richtigen Töpfe und hauseigene Düngemittel. Auf Pflanzenschutz wird hier seit zwei Jahren generell verzichtet. Treten Schädlinge auf, wird die Pflanze gestärkt statt das Insekt getötet. Das gelingt zum Beispiel durch Umtopfen oder einen Temperaturwechsel.
Nach Voranmeldung bieten Marei Karge-Liphard und ihr Team auch Gruppenführungen an. Außerdem wartet die Gärtnerei auf verschiedenen Veranstaltungen mit einem abwechslungsreichen Programm rund um die Orchidee auf.
