4.000 Kunstwerke aus 3.000 Jahren auf 4.000 Quadratmetern, so lässt sich das frisch sanierte Museum in Zahlen zusammenfassen. Rembrandt, Rubens, Vermeer, Dürer, Goya und Picasso – im Herzog Anton Ulrich-Museum befindet sich das „Who is Who“ der Meister frühneuzeitlicher Kunst. Das Museum selbst ist eines der ältesten Europas. Den Grundstein der berühmten Sammlung alter Kunst legte Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg in seinem Lustschloss Salzdahlum. Heute das nach ihm benannte Museum, dass neben zahlreichen Alten Meistern auch antike Objekte, kunstvolle Möbel und ostasiatische Objekte beherbergt.
Die großzügigen Räume laden zu einem Rundgang ein. Die Kunstschätze sind übersichtlich angeordnet: Im Erdgeschoss gibt es eine Einführung sowie eine Sonderausstellung. Im ersten Stock gehe ich durch nicht weniger als 20 Räume. Hier befindet sich die Gemäldegalerie. Ein Stockwerk weiter finde ich Skulpturen und Angewandte Kunst. Ein Besuch, der sich wirklich gelohnt hat. Bringe aber unbedingt Zeit mit und nehme die einmalige Gelegenheit wahr, die Werke in Ruhe anzusehen.
Der Löwe dominiert das Burgviertel

Mitten in der Innenstadt liegt der Burgplatz, den Herzog Heinrich der Löwe im 12. Jahrhundert zum Zentrum der welfischen Macht ausbaute. Er wird umgrenzt von der Burg Dankwarderode, dem Dom St. Blasii, dem klassizistischen Vieweghaus (heute das Landesmuseum) und schönen Fachwerkhäusern. Im Mittelpunkt steht das Löwenstandbild. Übrigens war der Bronzeguss aus dem Jahr 1166 die erste freistehende Plastik nördlich der Alpen.
Alles kann ich nicht besichtigen, also wähle ich das größte Gebäude am Platze: Den Dom St. Blasii. Er wurde von Heinrich dem Löwen in den Jahren 1173 bis 1195 als dreischiffige Gewölbebasilika errichtet. Schon zu Lebzeiten bestimmte der Herzog die Kirche zu seiner Grabstätte. Noch heute eine der bedeutendsten Kunstwerke im Dom. Spannend ist die Sage um das legendäre „Löwenportal“, das einzig erhaltene romanische Portal, im nördlichen Querhausarm. Legendär deshalb, weil die tiefen Kratzspuren in den Wänden vom Löwen Heinrichs stammen sollen. Der treue Begleiter des Welfenherzogs, soll hier seine Pranken hinein gehauen haben, da er seinen Herrn auch im Tode nicht allein lassen wollte. Und in der Tat, beim Umrunden des Doms finde ich die Kratzspuren.
Altes kunterbuntes Magniviertel
Im Magniviertel wird das Mittelalter in den verwinkelten Gassen mit den kleinen Fachwerkhäusern lebendig. Es ist eines der ältesten Stadtviertel Braunschweigs. Die zentral gelegene Magnikirche wurde im 11. Jahrhundert gegründet. Das Haus im Ackerhof 2 zeigt die älteste Fachwerk-Inschrift Deutschlands: „Anno M CCCC XXX II “ (1432). Krasser Gegensatz ist das kunterbunte „Happy RIZZI House“, das vom New Yorker Künstler James Rizzi gestaltet wurde. Ein weltweit angesehener Künstler, dessen Phantasie blühend, fantastisch und faszinierend ist, was sich in seiner Kunst widerspiegelt. Die Bilder und Werke sind eine Liebeserklärung an Rizzis Geburtsstadt New York. So finden sich in seinen Werken ihm vertraute Gebäude, Parks und andere Orte in einem ausgelassenen und lustigen Stil wieder, die durch fröhliche und unbeschwerte Personen und Gestalten lebendig werden.

Braunschweiger Mumme – Stärkung für Mensch und Wirtschaft
Am Nachmittag treffe ich mich mit Stadtführer Reiner Feuge. Gewandet im Zwirn eines Gilde-Mumme-Braumeisters tauchen wir gemeinsam in das mittelalterliche Braunschweig des 14. Jahrhunderts ein. „Damals hatten wir 3.000 Einwohner und 500 Brauereien. Davon 80 Gildebrauer, die das Recht hatten, das Mumme-Bier auch zu verschiffen.“ Laut dem Braumeister ein Exportschlager. Denn aufgrund der stärkenden Wirkung und langen Haltbarkeit wurde die Mumme als Proviant für lange See- und Entdeckerreisen verwendet und über den Seeweg bis in „beide Indien“ verschifft. „Die Mumme war das zweitgrößte Handelsprodukt. Das Bier, je nach Brauart schwach bis stark alkoholhaltig, wurde in Massen getrunken und galt als Stärkungsmittel für Schwangere, Alte und Kinder“, so der Stadtführer. Eigentlich trank jeder Mumme-Bier, denn das Wasser aus der Oker, war nicht trinkbar. Das Bier hingegen wurde aus sauberem Quellwasser gebraut. Eigens dafür hatten die Braumeister in die Stadt Leitungen legen lassen.

Heute gibt es lediglich noch ein alkoholfreies Mumme-Malzextrakt, das in Getränken oder Gerichten beigemischte werden kann. Von den vielen hunderten Brauereien ist nur noch eine geblieben. Leider wird das Mumme-Bier nur noch einmal im Jahr auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt ausgeschenkt. Dort kannst du auch den Mumme-Glühwein probieren. Ist ja bald wieder soweit.