Das Schreiben wird oft als abstrakte Kunst angesehen, als romantisierter kreativer Prozess einzelner Personen in der stillen Privatbibliothek oder auf der Finca in Italien. Und vielleicht gibt es auch Fälle, in denen das wahr ist – aber meistens ist das Schreiben eine harte, anstrengende Arbeit.
Wie diese Arbeit am besten zu erledigen sein könnte, das fragen sich 10 Autorinnen und Autorin im Buch “Wie wir schreiben wollen”, erschienen im Verlag Hanser Berlin. Von der für den Buchpreis nominierten Autorin Doris Knecht über die Kolumnistin Katja Kullmann bis hin zu Philosophie-Professorinnen, Journalisten und Filmwissenschaftlerinnen ist das Buch eine bunte Sammlung von Stimmen zum Thema Schreiben.
Schreiben zwischen Alltag und Idealbedingungen
Jeder Essay endet mit einer Frage, die im nächsten Essay von einer anderen Person beantwortet wird. Oder zumindest wird der Versuch unternommen, denn viele Fragen sind nicht einfach zu beantworten.
Schreiben Frauen zum Beispiel unter anderen Bedingungen als Männer? Ganz eindeutig, vor allem wenn die Autorinnen alleinerziehende Mütter sind – Doris Knecht beispielsweise beschreibt sehr bildhaft ihren Alltag, in dem sie sich um ihre Kinder und den Haushalt kümmert. Im starken Kontrast dazu steht die Äußerung eines nicht weiter genannten Schriftsteller-Kollegen, der sich für seine neueste Romanidee erstmal für zwei Jahre isolieren möchte – da haben die Kinder Pech gehabt. Oder eben die Beziehungspartnerin, die dann die anfallende Arbeit zuhause allein erledigen muss.
Was heißt hier „gut genug“?
Das Buch liefert neben den teils philosophischen, teils politischen Fragen und Antworten auch spannende Einblicke in die Arbeitsprozesse und Leben der sehr verschiedenen Co-Autoren und -Autorinnen. Einige Einblicke lassen sich auch auf ganz andere Arbeitsprozesse übertragen. Wann ist etwas zum Beispiel “gut genug”? Wie werde ich besser? Und muss ich das überhaupt? Und was motiviert mich, meine Arbeit fortzusetzen?
Das Resultat sind ermutigende Aufsätze, aus denen sich viel für das eigene Leben ableiten lässt. Manche Aufsätze sind sehr komplex und dicht geschrieben, andere wiederum sind eher leichte Essays mit viel Witz. Und meist sind die anregenden Beiträge schneller gelesen, als die nächste Haltestelle kommt. Die Essay-Sammlung ist nicht nur für den ambitionierten Nachwuchs eine lohnenden Lektüre, sondern bestimmt auch für erfahrene Autoren und Autorinnen interessant.