Die Bestseller-Autorin Clarissa Moor steht gern im Mittelpunkt. Sie lässt sich als Wohltäterin feiern – doch in ihren Schreibkursen herrscht eine vergiftete Atmosphäre. Alle wollen gern den lukrativen Buchvertrag erhalten, der nur für eine Person im Raum vorgesehen ist.
So beginnt die kuriose und unglaublich ehrliche Geschichte “Frau Faust” von der Journalistin Antje Zimmermann. Die Protagonistin Katharina entspricht so gar nicht dem Vorurteil des schwachen weiblichen Opfers, das in vielen Krimis leider nach wie vor bemüht wird. Sie bricht Klischees. Sie teilt nicht selten aus, nimmt sich was sie möchte und will mit dem Kopf durch die Wand. Man möchte fast sagen: sie verhält sich “männlich” – natürlich ist auch das nur ein Klischee.
Ein bis ans Ende durchgeplanter Plot
Der Fall ist so genial und durchgeplant aufgebaut, dass das Lesen eine wahre Freude ist. Bis zum Ende gibt es unerwartete Wendungen und Entwicklungen – ein Lügengerüst, das immer verzwickter wird. Wer hat nun die Tat begangen? Und mit welchem Aufwand?
Geradezu spielerisch geht Antje Zimmermann auch mit dem Schreibkurs um. Leseproben der verschiedenen Teilnehmer tauchen plötzlich am Anfang von Kapiteln auf und führen die Leserinnen und Leser in die Irre. Man weiß nie, in welche Richtung es sich entwickeln wird und erahnt zunächst nur, was davon wie mit „Frau Faust“ zu tun hat. Der Krimi zelebriert das Schreiben geradezu, vergisst dabei aber nicht, die Schreiberlinge in all ihrer Kuriosität mit ihren Problemen und Ängsten darzustellen.
Da muss mehr folgen!
Kurz könnte man befürchten, dass die Protagonistin nicht nur ihr Umfeld, sondern auch die Lesenden auf Distanz hält. Doch zeitgleich zur Entwicklung des Romans macht auch Katharina eine Entwicklung durch – die Autorin macht nicht vor dem Privatleben der Protagonistin Halt, um sie mit all ihren Ecken und Kanten darzustellen. Auch hier gibt es einige überraschende Wendungen, die Katharina Sismann schließlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Antje Zimmermann, die als Reisejournalistin für den öffentlichen Rundfunk arbeitet, überzeugt mit ihrem spannenden, gut durchdachten Krimidebüt auf ganzer Linie. Ob schon das nächste Manuskript bei Piper in Bearbeitung ist? Ich hoffe es!