Todd Hewitt ist der letzte Junge seiner Heimatstadt Prentisstown. Ein ungewöhnlicher Bazillus raffte den weiblichen Teil der Bevölkerung dahin, während beim männlichen Teil eine ganz andere Wirkung auftrat: Ihre Gedanken werden für alle anderen laut hörbar und umschwirren ihre Köpfe wie Wolken aus Lärm.
Fesselnde, emotionale Dystopie
Doch als Todd eines Tages im Wald auf ein Mädchen trifft, gerät sein Weltbild ins Wanken. Wurde er sein ganzes Leben angelogen? Ihm bleibt nur noch die Flucht vor seinen Feinden, die nur von Hass getrieben sind und es auf ihn abgesehen haben.
Chaos Walking ist wie geschaffen, um es in einem Zug durchzulesen – dabei hat es mich nicht einmal von Anfang an gepackt! Das erste Kapitel wirkt zunächst noch etwas steif und distanziert, es braucht ein bisschen, um sich als Leser an den Erzählstil zu gewöhnen. Ab dem zweiten Kapitel fing ich jedoch nicht nur an, durch die Seiten zu fliegen, sondern auch, den Wert des Erzählstils zu erkennen.
Nicht nur fiktional
Todd Hewitt ist in Chaos Walking der Erzähler – und obwohl ich nicht immer ein Freund der Ich-Erzähler bin, ist dieses Buch wie geschaffen dafür. Todd hat einen besonderen Erzählstil: locker, auf eine nicht unangenehme Weise unflätig und dabei sehr emotional und ganz ganz nah dran an der Handlung. Durch ihn als Erzähler ist es möglich, eine enge Bindung zu der Handlung aufzubauen. Der Gedankenlärm wird dabei im Text besonders hervorgehoben und bedeckt als krakelige Schrift ganze Seiten. Diese besondere Darstellung unterstützt die Immersion beim Lesen.
Chaos Walking erinnert beim Lesen an fanatische Personenkulte, wie es unter anderem bei Donald Trump in den USA zu beobachten ist. Für die Anhänger ist jedes Wort ihres Anführers die unhinterfragbare Wahrheit, wobei sie jegliche Verbindung zur Realität verloren haben. Die treffende Beschreibung dieses Verhaltens macht Chaos Walking zu einem zugleich gruseligen und hochinteressanten Leseerlebnis.