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Ein Klassiker für die Zugfahrt: “Der Wüstenplanet”

Frank Herberts “Der Wüstenplanet” ist uns allen besser als Dune bekannt. Dune? Richtig: jener Film von Denis Villeneuve, der 2022 sechs Oscars gewann. Die Buchvorlage stammt aus dem Jahr 1965 und ist das bis heute einflussreichste Zukunftsepos aller Zeiten.

Der amerikanische Autor Frank Herbert (1920-1986) verfasste den Roman Der Wüstenplanet bereits im Jahr 1965. Auf den spektakulären Erfolg des ersten Bands folgten fünf weitere Romane – sowie nach seinem Tod weitere Fortsetzungen von Kevon J. Anderson und Franks Sohn Brian Herbert.

Protagonist ist der junge Paul Atreides, Sohn des Herzogs Leto Atreides, der sich im Begriff befindet, ein neues Lehen in Besitz zu nehmen: den Wüstenplaneten Arrakis, der so tödlich wie lukrativ ist. Denn nur auf diesem Planeten kann das Gewürz abgebaut werden, das den Menschen einen Blick in die Zukunft gewährt und ihr Leben verlängert.

Herzog Leto Atreides unterschätzt den Neid seiner Feinde und gerät in einen tödlichen Hinterhalt. Seinem Sohn Paul bleibt nur die Flucht – doch insgeheim plant er bereits seine Rache an den Feinden des Hauses Atreides…

Zukunftsvisionen der Vergangenheit

Für mich ist schon das Alter des Romans ein interessanter Aspekt, denn unsere Vorstellung von der Zukunft ändert sich mit der Zeit. Viele Dinge, die wir aus heutiger Sicht in die Zukunft projizieren, fielen Frank Herbert nicht ein – und andersrum. Deshalb war es für mich besonders spannend, die Zukunftsvorstellungen im Roman mit heute zu vergleichen und eventuelle Unterschiede zu erkennen.

So liest man in Der Wüstenplanet von Thoptern – einer Art futuristischem Flugzeug mit beweglichen Flügeln. Zugleich sind Schriftrollen in Gebrauch und ein feudalistisches Herrschaftssystem erstreckt sich über das Universum. Daraus ergibt sich eine kontrastreiche Mischung aus Bildern der Vergangenheit und futuristischen Bildern.

Hochaktuelle Gesellschaftskritik

Wer besonders aufmerksam ist, dem wird außerdem die konstante Kritik am charismatischen Führerprinzip und der Vermischung von Religion und Politik nicht entgehen. Der Wüstenplanet offenbart tiefere Ebenen, die nur aufmerksamen Lesern und Leserinnen auffallen, die Lektüre aber umso spannender machen.

Weitere Punkte machen den Roman hochaktuell: Die Ordnung der gesamten Menschheit des Wüstenplaneten baut auf dem Gewürz auf, einer überlebenswichtigen Ressource für das gesamte Universum. Heute ist eine extrem kapitalistisch geprägte Zukunft, in welcher der einzelne Mensch keinen Wert mehr hat und viele Dinge sich nicht fortschrittlich, sondern rückschrittlich entwickeln, eventuell genauso denkbar wie 1965.

Vorsicht: Ausstieg nicht verpassen

Beim Lesen solltest du aufpassen, den Ausstieg nicht zu verpassen. Denn die Geschichte ist nicht nur inhaltlich spannend, sondern auch die Erzählweise ist dicht, und jeder Satz hat seine eigene Energie und Relevanz, ohne in irgendeiner Weise hektisch zu sein. Trotzdem genügt schon ein Satz für einen Plot-Twist. Ein so intensives Leseerlebnis wie mit diesem 700-seitigen Roman hatte ich selten. Bist du jetzt gespannt, die Vorlage zum Film einmal selbst in der Hand zu halten? Dune mag eine beeindruckende Buchverfilmung sein. Doch an den Facettenreichtum der Vorlage konnte selbst Regisseur Denis Villeneuve nicht ganz anknüpfen. Das Buch hat so viel mehr zu bieten – überzeug dich selbst!

Jasper Vormschlag

Jasper Vormschlag

Jasper Vormschlag ist Blogger und Podcaster. Man trifft ihn selten ohne einen guten Roman in der Hand oder ein Hörspiel auf dem Ohr. Wenn er nicht gerade für erixx Lieblingxxblog schreibt, dann bloggt er auf Jaspers Buchblog.

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